Weniger ist mehr: Fokussierung schafft Ästhetik
Wie so oft im Leben gilt es auch in der Gestaltung abzuwägen – in diesem Fall zwischen Informationsdichte und Gestaltung. Eine geringere Informationsdichte lässt mehr Freiraum für Gestaltung. Wohingegen eine hohe Dichte wenig Spielraum für Gestaltung bietet, wie z. B. die Tageszeitung. Um eine Reizüberflutung zu vermeiden, kann Weißraum ein geeignetes Mittel darstellen. Dem Betrachter wird es auf diese Weise ermöglicht, sich auf die relevanten Inhalte zu fokussieren. Bilder oder Headlines können hingegen großflächig platziert werden und sprechen so für sich selbst – weil ihnen der Raum dazu gelassen wird. Alleinstehende Elemente sind auffälliger – ihnen wird gezielt Autorität verliehen. Sie „verstecken“ sich nicht.
Ebenso ist die Dimension eines Elements ausschlaggebend: Je größer etwas dargestellt ist, desto wichtiger wirkt es auf uns. Durch den geschickten Einsatz von Weißraum und die Abstimmung der Größenverhältnisse ist es deshalb möglich, den Blick des Betrachters zu führen. Seine Aufmerksamkeit wird dahin gelenkt, wo man sie haben möchte. Um stimmig zu wirken braucht es allerdings ein durchdachtes Layout-Konzept mit Struktur. Denn nur dann ist dieses Gestaltungselement ein wertvolles Tool mit Potential.
Kommt ein großzügiges Layout nicht viel teurer?
Weißraum frisst Fläche – logisch. Jedoch bedeutet eine solche Gestaltung nicht zwingend einen höheren Arbeitsaufwand. Denn dieser richtet sich keineswegs nach der Seitenzahl! Relevant sind eher die Menge der Gestaltungselemente – viel stärker aber die Vorbereitung des Text- und Bildmaterials durch den Kunden. Ein besonders ästhetisches Layout auf weniger Seiten zu schaffen, ist viel aufwendiger – soweit überhaupt möglich! Alleine die Festlegung einer Seitenzahl vorab kann die Layoutphase verkomplizieren. Am unkompliziertesten ist es, wenn die genaue Seitenzahl in einer späteren Layoutphase bzw. vor der Druckdatenerstellung festgelegt wird. Natürlich wachsen die Produktionskosten einer Drucksache mit dem Umfang. Aber hier steigt der Preis stark unterproportional zur Seitenzahl. Häufig ergeben sich kleine Sprünge pro 4 oder 8 zusätzlichen Seiten, wenn ein großer Druckbogen mehr benötigt wird.
Ist das Prinzip auf andere Medien zu übertragen?
Auch für kommerzielle Printmedien kann das Layout des Künstlerkatalogs von Stefanie Brehm eine Inspirationsquelle bieten – beispielsweise eine edle Firmenbroschüre. „Weniger ist mehr“ kann als Grundsatz jedem Medium zuträglich sein. Die Aufgliederung von Inhalten auf mehrere Seiten ermöglicht einen freien Einsatz von Weißraum. Planen Sie deshalb lieber mit mehr als zu wenig Seiten. Die Entzerrung wirkt sich positiv auf das Layout aus und führt zu einem angenehmen und insbesondere ästhetischen Gesamtbild. Schließlich sind es auch Ihre Inhalte oder Produkte wert, den Raum zu erhalten, den sie benötigen!
Mehr Infos zur Referenz:
Stefanie Brehm – Künstlerkatalog zu Arbeiten aus Keramik und Polyurethan